DJ-Sounds from gritty Soul to uptempo Rhythm and Blues, to Country, Rock-A-Billy & Rockin’ Blues,
and: Rock’n’Roll. They love surf-riding
and sometimes take trips to Jamaican Rocksteady or to the ventursesome Land of
Exotica. For short:
kick-ass tunes from the 50s and 60s custom- assembled for the dancefloor!
Unter dem plakativen Titel »Dim Lights, Thick Smoke And Hillbilly Music« legt das norddeutsche Raritätenlabel Bear-Family die bisher umfassendste Country`n`Western-Anthologie der Musikgeschichte vor. Fotos: Bear-Family Rauchende Colts bei Top of the Pops Country-Anthologien gibt es wie Honky Tonks entlang des Highway 66 – und von ebenso unterschiedlicher Qualität. Verschiedene Firmen haben sich dieser erfolgreichen Musik und ihrer Geschichte angenommen, auf extrem divergierenden Sound- und Präsentationsniveau. Wenn man aber auf Produkte, besser Gesamtkunstwerke, aus dem Hause Bear-Family stößt, kann man sich auf Qualität verlassen, die aus jeder Rille kommt. In norddeutschen Hambergen beheimatet, kümmert man sich dort seit den Siebziger Jahren um die Wiederveröffentlichung verlorenen Musikmaterials oder seltener bis seltenster Raritäten aus dem Oldie-, Country-, Rock- und Pop-Universum, rauchende Colts inklusive! Dazu wird von Richard Weize und seiner Team-Family aber nicht nur die Musik selbst wieder zum Leben erweckt, wobei die Original-Sounds aufwändig und klangbewusst restauriert werden, sondern man kümmert sich auch geradezu akribisch um die kontextuale Einordnung der Musik sowohl in die Künstler- und Genre-Diskographie als auch um die Einbettung in gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge. Das heißt im Klartext, dass die musikalische Qualität auf höchstem Niveau angesiedelt ist, während die teilweise geradezu opulenten Begleitmaterialien die kompletten Besetzungen, einzigartige Fotostrecken und oft die Abdrucke aller Original-Cover beinhalten, also keine billigen Einlegepapiere, sondern meist ganze Bände, oft in LP-Format sind. Wenn man bei Bear-Family also nun eine Country & Western- Serie auf die Gleise bringt, dann kann man sich darauf verlassen, dass diese bahnbrechend und weichenstellend für alle weiteren Veröffentlichungen und Epigonen sein wird. Und genau dies ist auch mit dem aktuellen Schwung von fünf CD-Compilations wieder gelungen, die unter dem vielsagenden Übertitel »Dim Lights, Thick Smoke And Hillbilly Music« die Ouvertüre für die ehrgeizigste und umfassendste Sammlung von Country-Nummern dies- und jenseits des Atlantiks sein wird. Wer die Vorgänger-Serien »Blowin The Fuse«, die sich mit der Geschichte der R´n`B-Music auseinandersetzt, und die Soul-Krönungs-Sampler-Serie »Sweet Soul Music« kennt, wird dies definitiv unterschreiben können! Dim Lights, Thick Smoke And Hillbilly Music Jede der hier erschienen CD-Jukeboxes ist randvoll mit Songs aus dem jeweiligem Jahr, im Schnitt sind das 27(!!!). Und bei der Songauswahl haben die Compiler genau auf die Balance geachtet zwischen Klassikern aus den damaligen Billboard-Charts (Leon Payne, Gene Autry, Ernest Tubb), dazugehörigen Originalversionen und teilweise echten Obskuritäten: Einfühlsamen Country-Nummern folgt fetziger Western-Swing, Bluegrass trifft Folk. Zusammen mit der brillant aufgemachten und an Informationen und Anekdoten überbordenen Begleitlektüre (um die 70 Seiten) kann der Käufer/Enthusiast den kompletten und komplexen Geburtsvorgang der Countrymusic verfolgen, von den zunächst spöttisch als Hinterwäldermusic abgekanzelten und in manchen Charts mit Race-Music fehlkombinierten Anfängen bis in die 70er Jahre, denn da soll laut Info das ehrgeizige Projekt enden. Geographisch wandern kann man von den Blauen Bergen über Memphis bis ins Country-Mekka Nashville und darüber hinaus ins Outer-Limit, zu den Texas-Outlaws. Label und Editor haben ganze Arbeit geleistet, herausgekommen ist die erste wirklich umfassende historisch-kritische C&W-Edition in Ton, Text und Bild. Hank Hitler and Churchill-Country Wir schreiben das Jahr 1946, hier beginnen Bear-Family und Musikhistoriker und Grammy-Preisträger Colin Escott, fundierter Kenner der Country-, Rockabilly- und Folkmusic, die klingend-tönende Country-Sightseeing-Tour. Hilter und Japan sind besiegt, der zweite Weltkrieg vorbei, jetzt, nach der Kriegsbewirtschaftung, ist es den großen und kleinen Plattenlabels wie RCA, Decca oder MGM wieder möglich, Schellack-Platten zu pressen, während von Seiten der Konsumenten die Bereitschaft wächst, zuhause diese Singles und frühen 10“-Langspiel-Platten auf den Plattentellern rotieren zu lassen. Da der Kalte Krieg für die meisten noch unsichtbar scheint, nur wenige Propheten wie Churchill prognostizieren die neue Frontstellung, beginnt die amerikanische Gesellschaft »to set up a home and fill it with records«, man beginnt, der Musik-Kultur die Türen zu öffnen, womit der massenhaften Verbreitung der Hillbilly-Singles nichts mehr im Wege steht... Foggy Mountain-Sound Das hier vorliegende erste Jahrfünft präsentiert die angeblich uramerikanische Musik noch als den Sound, den Greil Marcus einst als den Sound des »unheimlichen Amerika« charakterisiert hat: Die frühe Country-Music wird von Banjo, Fiddle und Gitarre dominiert, letztere oft noch nicht mit dem Mut zur Verzerrung angeschlagen, das Schlagzeug galt noch als Teufelswerk. Die Sänger, die noch knietief in der Folk-Tradition stecken, oft sogar noch in der aus dem alten Europa, klingen rau, oft sehr nasal und rezitieren voller Inbrunst aus dem Alltag der echten, authentischen oder hergestylten Hillbillies, die Texte sind voll des wahren Lebens, thematisieren Probleme wie den Umstand, mit nur fünf Dollar in der Tasche am Beginn des Wochenendes zu stehen. Rustikal, archaisch, aber auch (lebens-) lustig und schräg stimmen hier Tex Ritter, Hank Williams ( aus dessen Repertoire viele Songs in ihren historischen Originalversionen zu hören sind) oder Cowboy Copas, einer der ersten Superstars der Szene, in einen musikalischen Chor ein, der später zum erfolgreichsten, aber auch teilweise reaktionärsten und scheinheiligsten Musikzweig Amerikas wird. Es wird spannend, wenn Colin Escott in den noch ausstehenden Begleitbüchlein seine Insider-Informationen aus der Sodom `n` Nashville-Glitzerwelt offenbart...
Hillbilly-Jukebox-Heroes, Vol. TWO Hillbilly – Hayride, Volume Two: Weitere fünf Jahre Country Hitparade aus der Bear-Family-Jukebox! Fans und Kritiker feiern die »Country And Western Hitparade« von Bear-Family schon jetzt, knapp ein Jahr nach deren Start, als das Nonplusultra in Sachen Country-Music-Historie. Jetzt erscheint auf fünf CDs die zweite Staffel mit Hits und Raritäten aus den Jahren 1951-1955. Die wohl »beste Country-Serie der Geschichte«, so das Urteil von einem, der es wirklich wissen muss, nämlich von Jack Clement, Produzent unzähliger Country-Hits und – Klassiker, findet kurz vor Weihnachten ihre Fortsetzung. Wie im ersten Teil versammeln die nun vorliegenden fünf CDs erneut die größten Tanzbodenfeger aus der entsprechenden Dekade, aber auch Songs, die als echte Raritäten oder heute als stilbildende Meisterwerke gelten, damals aber von der Masse sträflich ignoriert wurden. Und genau da liegt, wie so oft, die Stärke der Veröffentlichungen aus dem Hause Bear-Family: Dort kompiliert man nicht rein gewinnorientierte, lieblos entworfene Hit-Sampler, sondern achtet auf Qualität in der Quantität. Keine CD kommt mit weniger als 20 Titeln aus, jeder Song wird mit Foto, Story und »Entstehungsvita« geliefert. In dieser Hillbilly-Dekade nun erlebt der Hörer die Anfänge von Elvis, der damals auf Sun zusammen mit »Scott & Bill« die ersten Schritte ins Musikbiz wagte, schüchtern im Leben, völlig losgelöst im Studio. Man findet den frühen Cash, logisch, der gerade in den Boom-Chicka-Boom-Zug einsteigt, dagegen Hank Williams im Schlusskapitel seines traurigen Lebens, aber strotzend vor musikalischer Energie. Man lernt Bill Haley kennen, wie man ihn bisher nicht kannte, als Countryboy mit Designercowboyhemd und schickem, weißen Rund-Stetson. Und es lassen sich für den Countryinteressierten und den Countryprofessor alle zentralen Stile und Unterschattierungen der damaligen Country-Music erkennen, entweder auf dem Zenit, oder ganz am Anfang bzw. Ende: Hillbilly-Jodeling, erste Poparrangements, Honky-Tonk-Tränendrücker, Folkanspielungen oder flotte Western-Swing-Heubodenknaller. Man darf gespannt sein, wie die nächsten Staffeln klingen, denn die Serie soll ja bis in die Siebzigerjahre hinein fortgesetzt werden.
Vol. THREE: Die Geburt des »Nashville Sounds«: Die großartigen Serie »Dim Lights, Thick
Smoke And Hillbilly Music« geht in die nächste Runde!
Begonnen hat diese ehrgeizige
und einzigartige Sampler-Reihe im Hause Bear-Family vor knapp 24 Monaten mit
dem Jahr 1945, als Countrymusic weder als theoretischer Begriff noch als Sound
existiert hat. Jetzt ist man bei den wirklich spannenden Jahren angelangt, denn
ab 1955 entstand das Liedgut, das man heute als klassische »Country`n`Western-Music«
kennt, eine Crossover-Kreation aus Hillbilly, Folk und Pop.
Konnte man auf den bisherigen zehn Samplern die
Entsehung und die Entwicklung der modernen Countrymusic nachverfolgen, so zeigt
die Zeitreise für die Jahren 1955 bis 1960 deren Initialzündung durch den
zunehmenden Erfolg und die beginnende Kommerzialisierung dieses Sounds: Denn ab
1955 verwandelte sich die Hillbilly-Music zum einen durch die Einflüsse des
gerade durchstartenden Rock`n´Roll zum klassischen Rockabilly – inklusive des
Siegeszugs diverser Independent-Lables wie Sun, King oder Imperial. Dieser
Schub war für die Evolution der amerikanischen Musik ebenso wichtig wie zum
anderen das Folk-Revival 1958/59, durch welches das klassische, folksy-feeling-Storytelling
ebenso populär wurde wie Bluegrass, eine Art »folk music with overdrive« (Alan
Lomax, Esquire 1959).
Und zwischen diesen zwei Eckpunkten und durch diese
bedingt entstand dann ab 1960 der klassische, geschichteschreibende »Nashville
Sound«: Es entstand die Hybridmischung aus alter »Country-Hillbillymusic«,
Rock, Folk und nun Pop, die aus Nashville das Musikmekka machte und eine neue,
alte amerikanische Musiktradition formte –
und die heute leider zum billigen Bastard verkommen ist, vorgetragen durch
Plastikcowboys mit teuren Stiefeln, Ed Hardy-Stetsons und gebügelten
Holzfällerhemdchen...
Erfunden wurde die griffige Formel »Nashville Sound«
vom Time-Magazin für die Deejay-Convention 1960, populär, aber auch musikalisch
und künstlerisch spannend gemacht haben dieses Konzept dann Künstler wie Eddy
Arnold, Jim Reeves oder Marty Robbins, die aber alle schon zuvor »echten«
Country aufgenommen hatten. Mit diesem Nashville-Crossover schnellten dann die
Verkaufszahlen in exorbitante Höhen, Alben als Longplayer entstanden und fast
alle Musiklabels machten sich auf in Richtung Nashville,um Countrysänger unter
Vertag zu nehmen oder aber eigene Countrylabels zu gründen oder sich in bereits
existierende Firmen einzukaufen. Das galt auch für die Studiogründungen bzw-
vermiertungen. Und auch davon erzählen diese fünf Scheiben.
Jede dieser CDs ist wieder randvoll mit Musik jener
Jahre, im Schnitt mit über 30 Tracks pro »Hillbilly-Jukebox«. Dabei ist es den
Machern erneut gelungen, die großen Hits dieser Jahre zu präsentieren, die
echten Smasher aus den Charts, aber daneben auch Unmengen von wahren
Soundschätzen und Record-Raritäten zu platzieren: Musik, die sich entweder toll
verkauft hat und somit den Zeitgeist repräsentiert, aber auch solche, die
starke Einflüsse auf die kommende Musikgeschichte ausgeübt hat, beispielsweise
Wanda Jacksons Originalversion von »Silver Threads And Golden Needles« oder
Chet Atkins` bahnbrechende Nummer »Walk, Don`t Run«.
Daneben überzeugen die Sampler wie immer durch ihre
optische Gestaltung mit vielen sensationellen Fotos und interessanten
zeittypischen Werbeplakaten zu den Interpreten, Singles oder Alben. Und
natürlich befriedigen Countryexperten mit knackigen Linernotes und ausführliche
Informationen zu jeder Nummer die Wissbegier all jener die Fans, die neben der
reinen Musik auch an Hintergrundinformationen Geschmack finden, um bei einem
Glas Whiskey zu fachsimpeln oder andere mit ihrem Musikwissen beeindrucken
wollen...
Bisher erschienen:
to listen to brand-new-hot-stuff, enter your coin here:
Rykarda Parasol Our Hearts first meet (Indigo) Da
hat man bei Glitterhouse einen echten Neo-Film-Noire-Folk-Klassiker aus der
Dunkelheit ans musikalische Licht gezehrt, ohne dass sich dieser dabei
aufgelöst hat! Wem dieses Album kein schwarzes Loch ins Herz reißt, der ist ein
Zombie. Die Frontfrau und Hauptkomponistin dieser kleinen, fiesen und finsteren
Kleinodien heißt wirklich so, studierte Operngesang und kommt aus San
Francisco. Nach einer kleinen Odyssee zwischen LA und Texas in die Heimat
zurückgekehrt, muss sich die »Dark-Diva«, die optisch wie eine etwas zartere
Version von Hitchcocks Zweitlieblingsblondie aussieht, gemeint ist Kim Novak,
in ein finsteres Studioloch verzogen haben, irgendwo in der 13th Street. Im
Erdgeschoss darüber ein Kino, das entweder Sixties-Plüsch-Pornos oder
Gruselschocker ausstrahlt, daneben eine rotlichtumleuchtete Eckkneipe, deren
Stammkunden Nick Cave und Jeffrey Lee Pierce sind bzw. waren. Musik aus der
finstersten Gegend des Herzens, aus der Tiefe einer geschundenen Seele:
verloren und erhaben zugleich... Hayseed
Dixie No
Covers (Cooking Vinyl) Sie sehen aus, als hätten sie eben noch
mit dem Schraubenschlüssel unterm Pick-Up gelegen und nur kurz ihr
Roadkill-Bar-BQ im Trailerpark stehen lassen. Vier Galgenvogelvisagen um die 40
in scheußlichen, sackartigen Latzhosen und ärmellosen Batik-T-Shirts. Hayseed Dixie haben seit
einigen Jahren Rockklassiker in ureigenstem Hillbilly-Charme interpretiert. Ob
KISS, AC/DC, Motörhead oder die Sex Pistols, allesamt erstrahlten deren
Gassenhauer schon im neuen Rockgrass-Gewand. Das mittlerweile fünfte Album ist
jetzt ein Novum, denn es beherbergt erstmals nur eigene Songs. »More songs
about drinking, cheating, killing and hell!« verspricht der Untertitel und Hayseed
Dixie halten Wort. So ist gleich der Einstieg »Bouncing Betty Boogie« entweder
eine unverhohlene Aufforderung an eine Bar-Schlampe oder der Versuch, einer
Landmine das Tanzen beizubringen. »Frustration« spricht jedem Missantrophen aus
der Seele, »You've Got Me All Wrong Baby« ist der Anti-Liebessong und das
vorgeblich fröhliche »Gonna Be Alright« entpuppt sich als fieses
Kindermörderlied.
The Watzloves Catch Me a Possum Cargo/Voodoo-Rhythm) Voodoo-Rhythm,
das ist der Name eines Musiclabels, den man sich unbedingt merken muss: Heimat
bizarr-genialer Klangköche aus dem Bereich Folk, Blues. Country &
Obskuria! Ein Musikaufmacher über die
Firma ist gerade in Bearbeitung, wer schon vorlernen will, der sollte sich das
aktuelle Album der aus »Hamburg/Louisiana« stammenden Band The Watzloves
anhören. Schräger, aber niemals »falscher«, also unauthentischer
Cajun-Schunkel-Sound. Im Zentrum des Gumbo schwimmt und kreist die Stimme der
zugleich Akkordeon spielenden »wild Lady« Silke Toss, die auf dem zweiten Album
von DM Bob an den Drums und am Waschbrett unterstützt wird, dazu kommen
Pedalsteel, Posaune, alles klassisch und frech zugleich: Gegrillte Beutelratten
können so lecker sein, am besten zusammen mit den Los Prolos »drei in an
weckla!«
Tiger Army Music from regions beyond (Hellcat) Das inzwischen vierte Album untermauert den Status als legitime Thronanwärter des »Punkabilly«. Das Trio offeriert hymnischen Horror-Punk-Pop im Stil der altem Misfits, wobei Sänger und Gitarrero Nick13 circa zwei Oktaven höher liegt als Glen Danzig, gepaart mit einem zitternden Stand-Slap-Bass und schmissigen Rhythmen. Dabei vereint die Band in ihrem Sound diverse differente Musikmomente so gekonnt, dass Tiger Army für sehr unterschiedliche Support-Gigs begehrt sind: Im letzten Jahr war man sowohl mit Social Distortion, Rancid als auch mit Ex-Smith-Homo-Popper Morrissey unterwegs und entwickelte sich zu einem genreübergreifenden Phänomen. Und auch wenn die Band ihre Wurzeln in der glühenden kalifornischen Psycho-Szene haben mag, so sind Tiger Army ebenso wenig puristischer »Psychobilly« wie sich The Clash als »Punk« und The Smiths mit dem Begriff »New Romantic« ausreichend beschreiben haben lassen. Tiger Army verkörpern eine komplette Lebensphilosophie, denn die vielen treuen Fans kann man auf den Festival dadurch identifizieren, dass sie sich das »TigerBat«-Logo auf ihre Körper tätowieren lassen.
PULP-COUNTRY-CD-TIPPS AUS DEM PLÄRRER-STADTMAGAZIN:
Zum Andenken an:
Jack Palance
Palance
(Warner/Glitterhouse Mailorder)
Wer kennt nicht all die vielen Versuche der ungelernt singenden Celluloid-Helden! Neben abgrundtiefen Albtraumwerken stehen aber auch gelungene Meisterwerke zwischen Bizarrem und Können: Die Simpsons, R. Mitchum...Jack Palance, der sich selbst mit dem Song »Meanest Guy that ever lived« ein Programm zum Stil setzt, hat irgendwann 1969 einige durchgezechte Nächte in Nashville zugebracht und mit Hilfe alter Musikhelden wie »Producer Buddy Killen« (u.a. Hank Williams) oder Bergan White die legendären Woodland-Sound-Stuios in eine Country-Spelunke verwandelt (2003 in den USA veröffentlicht). Die 11 Tracks, neben eigenen Songs auch Interpretationen diverser Klassiker wie »A little bitty tear« oder »Heartaches by the number«, verbinden ganz bewusst Lee-Hazlewoods Pop-County-Eleganz mit der knarzigen Stimme des großen, bösen Wolfes, der sichtlich Spaß an seiner Arbeit hatte: Jeder Song eine Kerbe auf dem Griff des Revolvers...
<MEANEST MUSICMAN EVER>
*****The pulp country dream team
Johnny Paycheck aka Donny Young: Shakin`the Blues (Bear Family) Johnny Paycheck ist eine Instanz für beinahe jeden Countryfan, er gilt als geistiger Vater des Outlaw-Country. Und wenn auch seine Aufnahmen ab Mitte der sechziger Jahre inzwischen wohldokumentiert und allen zugänglich sind, gibt man sich im Hause Bear-Family damit nicht zufrieden. Dem Country-Gott sei dafür Dank gespendet! Nur unter Sammlern war nämlich bisher bekannt, dass Paycheck in den späten 50ern und frühen 60ern unter seinem damaligen Bühnennamen Donny Young schon für Decca, Mercury und Todd-Records wunderbar gefühlvolle Herzschmerzballaden und Trinkersongs eingespielt hat. All diese sind hier zu finden, Songs, die mit Ray Price, George Jones oder Faron Young Knüller wurden, aber von Young stammen oder eingespielt worden waren. Klassiker on the rocks`n`rolls!
Roger Miller: A Man Like Me (Bear Family) Roger Miller ist jedem Countryfan bekannt, sein größter Hit, »King of the road«, ist ein Muss für jeden Country-Sampler. Auf »A Man like me« gibt es jetzt endlich die frühen, raren und genialen Nummern dieses Giganten zu hören. Denn Miller komponierte in den Fifties die besten Honky-Tonk-Songs, die man damals aus Nashville zu hören bekam. Darunter befinden sich die ersten Aufnahmen für Starday aus dem Jahre 1957, zwei ultragesuchte Singles, die er für Decca-Records eingespielt hat, und natürlich die »Soundalike-Titel« von 1960. 17 Klassiker, die lange verschollen waren, jetzt hier live on the rocks`n`rolls II! PS: Zusammen mit dem Bear-Family-Album »King of the road«, das Millers Jahre bei RCA abdeckt, gelint nun ein umfassender Überblick zum Frühwerk.
Various Artists: Deep Roots Of Johnny Cash (Bear Family) Seit der Wiederentdeckung von Johnny Cash sieht man den langjährige Fan mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Traurig stellt man fest, dass es plötzlich viele Trittbrettfahrer gibt, auf Hörer- wie auf Vermarkterebene. Freudig kann man aber auch konstatieren, dass viele alte Mitstreiter nun zu Ehren kommen. Und genau das kann man mit diesem Album aus der legendären Bear-Family-Schmiede beweisen. Auf »Deep Roots...« präsentiert das deutsche Label, das in den Siebzigern nur wegen Cash gegründet wurde, Sound-Seelenverwandte des Großmeisters. Musikalische Traditionslinien – gerade auch die farbigen Künstler kommen zu Ehren, die Cash inspiriert haben, der sich selbst nie um Rassen- oder Völkertrennung geschert hat – werden gezeigt, die dem Neueinsteiger kostengünstige Juwelen offenbaren und dem langjährigen Schatzsucher auf die Knie sinken lassen: Neben Klassikern wie Leadbelly oder Jimmie Rodgers finden sich auch der Masse Unbekanntere wie Paul Robeson wieder. Als Bonus: Die Originalversion von »Time´s A-Wastin``« von June Carter und Damals-Ehemann Carl Smith.
Johnny Cash American V: A Hundred Highways (Version A) (Universal) Die Lebenswege sind mannigfaltig. Hundert verschiedene gibt es mindestens. Aber alle führen unweigerlich in den Tod. Im Falle von Johnny Cash dachten wir schon öfter, es sei zu Ende, aber erst mit dem posthum veröffentlichten Album »American V« wird das Finale tatsächlich eingeläutet: Der große, dunkle Mann hatte es hörbar eilig, die Songs einzuspielen – oft kämpfen die Lungen mit bitterer Erschöpfung und die Stimme ist seltsam belegt. Dann klingt Cash wieder sehr vital, fast so, als wolle er noch ein sechstes, gar siebtes Album mit Rick Rubin aufnehmen. Der todkranke Cash war in Höchstform, trotzdem hat sein Produzent einige Stücke noch nachbearbeitet, Studiomusiker dazu geholt. Ob’s nötig war, ist zu bezweifeln. Besonders die Gospels »God’s Gonna Cut You Down« und »I’m Free From The Chain Gang Now« haben, aller Wehmut und aller Trauer zum Trotz, etwas Tröstliches: »Ich habe es geschafft, ich bin frei. Schmerz und Krankheit sind besiegt«, sagt uns der auch zum Schluss noch Unbeugsame. Das letzte, von Cash geschriebene Lied, »Like The 309« würde auch auf die LP »Ride This Train« passen. Wäre da nicht diese fast schon jenseitige Stimme.
Hank III: Straight To Hell (Megaphon Importservice) Hank III hat berühmte Vorfahren: Er ist Sohn von Hank Williams Jr. und Enkel von Hank Williams. Seinem Opa, dem ersten Country-Superstar, ist der ausgemergelte Schlacks nicht nur optisch ähnlich – seine Songs beschäftigen sich ebenfalls mit dem Verlust, mit dem Verliererleben und mit Exzessen. Auf den vorangegangenen beiden Alben hat er diese vom Grandpa übernommenen Themen in teilweise sehr schön traurige, whiskeygetränkte Balladen verpackt. Hin und wieder war da schon zu erkennen, dass der dritte Hank eigentlich vom Punk kommt. Die langsamen Lieder passen aber perfekt zu seiner Stimme, denn die erinnert ebenfalls an den Mann, dem wir unter anderem »I’ll Never Get Out Of This World Alive« verdanken. Auf der neuen CD setzt Hank leider fast vollständig auf schnelle Honky-Tonk-Stomper. Das ist nicht schlecht, doch dem bitteren »Not Everybody Likes Us« oder der Beziehungsabrechnung »Things You Do To Me« würde weniger Schwung gut tun. Aber wer will schon meckern?
Johnny Cash: A Hundred Highways (Version B) (American Recordings) Was für ein Requiem! Die fünfte Platte der American-Serie ist eine brillante Melange aus den ewigen Cash-Themen Leben, Sterben, Liebe, Gott und Züge. Den Gesang hat Johnny Cash in den Monaten vor seinem Tod aufgenommen, die Musik wurde posthum unter der Regie von Rick Rubin eingespielt, trotzdem ist »A hundred highways« nicht einmal im Ansatz Leichenfledderei. Der »Man in black« wollte, dass diese Stücke unbedingt veröffentlicht werden, seine Stimme klingt dabei erstaunlich kraftvoll und die Instrumentierung unterstreicht diese kongenial. Wie der stampfende Beat einer kommenden Apokalypse klingt »God's gonna cut you down«, ein Traditional, in welchem Cash die Rolle des Sprachrohrs eines Rachegottes einnimmt. Den Tod seiner Frau June verarbeitet er in dem tieftraurigen Hank-Williams-Stück »On the evening train«, während die Springsteen-Komposition »Further on up the road« mit den Zeilen »Got on my dead man's suit and my smilin' skull ring. My lucky graveyard boots and a song to sing« wie für Cashs Schwanengesang geschrieben scheint. Ein Highlight ist auch »Like the 309«, wahrscheinlich das letzte Lied, das Cash je geschrieben hat, und in welchem er sich mit einigem Sarkasmus mit seinem baldigen Tod auseinandersetzt. Anbetungswürdig!
Handsome Family: Last days of wonder (Rough Trade) Eine Kollektion von Liebesliedern, wie sie in Wartehallen von Flughäfen, inmitten einer Müllhalde oder einem Meer voller Hai gesungen werden. Rennie Sparks zeichnet sich wieder für die surrealistischen Texte verantwortlich, die ihr Ehemann Brett mit seiner fatalistischen Baritonstimme interpretiert. Es geht in den Stücken um die wichtigen Fragen des Leben: Kann man Gott lieben, wenn der Flüsse, Schlangen oder den Wind mehr liebt als einen selbst? Wie reagiert ein Jäger, der in einem Wald statt eines Hirsches seine Liebste in einem dunkelgrünen Kleid erlegt? Ist man bereit, den Himmel mit schwarzen Fliegen zu teilen, und was macht man, wenn einen das Mädchen durch das Fenster des Drive-Thru-Autoschalters anlächelt? »Last days of wonder« ist das mittlerweile siebte Album der morbid-romantischen Traumpaarung aus Albuquerque, New Mexico. Nicht ganz so überzeugend wie »Through the trees« und »In the air«, dazu klingt die Musik von Brett Sparks zwischen Folk, Country und Tom Waits in manchen Passagen etwas zu glatt produziert. Trotzdem sind Lieder kleine Songperlen.
Ernie Chaffin: Laughin`n`Jokin` (Bear Family) »Defrost your heart«, so heißt eine tolle LP-Box von Bear-Family, die unzählige Country-Klassiker versammelt, die man in den Fifties via Sun-Records erwerben konnte – leider sind die Platten nicht mehr erhältlich und auch nicht im CD-Format am Horizont zu erkennen. Ernie Chaffin ist einer der besten aus dieser Riege. Er selbst konnte schon vor den Aufnahmen für Sun als Country-Sänger punkten und ließ sich nie, anders als z.B. Carl Perkins oder Charlie Feathers, zum klassischen Rockabilly-Musiker uminterpretieren. Deshalb gab Sam Phillips letztendlich nach und ließ Chaffin das tun, was er am besten konnte: Eine Mischung zu brauen aus solidem Country mit herzerweichenden Lyrics Matke »I´m Lonesome« oder »Feelin`Low«. Zu dieser CD gehören alle Sun-Singles, weitere Demotrax und, wie immer bei Bear, eine umfangreiche Biographie durch den Sun-Experten Hank Davis.
Helldorado: The Ballad of Nora Lee (Glitterhouse) Von Bands aus Norwegen erwartet man eigentlich knüppelharten Death-Metal, bei dem ein zotteliger Sänger mit Höllenbass satanisch grunzt. Doch das Quartett Helldorado beweist meisterlich, dass Skandinavier auch Wüstenhymnen über Verlust und Verderbnis interpretieren können. Die Breitwandballaden atmen den staubigen Geist des Italo-Western, gemischt mit Surf-Gitarren und Garagenrockanklängen. Sänger und Gitarrist Dag S. Vagle und seine Galgenvögel sind beileibe keine Countrypuristen, deswegen wechselt auch Cowboymelancholie (»Down To The Water«) mit schnellen Rockern wie »The Devil's Kiss«. Wirkte das ebenfalls vorzügliche Vorgängeralbum »Directors Cut« phasenweise etwas zerrissen, so ist »The Ballad of Nora Lee« eine Platte wie aus einem Guss, die ins Herz fährt wie das blanke Messer im Titelstück.
The Great Crusades: Four Thirty (Glitterhouse) 1998 veröffentlichte das Quartett aus Illinois ihr Debüt »The First Spilled Drink Of The Evening« und setzten sich damit eine Latte, die The Great Crusades seither immer rissen. Nie mehr hatten ihre melancholisch-düsteren Rocksongs solche Kraft, die textlichen Verzweiflungsschreie einen solch trotzigen Pathos. Natürlich ist auch »Four Thirty« keine schlechtes Album. Sänger Brian Krumm strapaziert seinen Kehlkopf, als wolle er dem Hörer aus den Boxen heraus anspringen und ihm gleichzeitig die eigenen Eingeweide zu Füßen legen. Die malträtierte Stimme ist dabei von einem harten Gitarrenteppich unterlegt, der Stücke wie »Are We Having Fun Anymore?« oder »Hollywood Bungalow« im Stile eines Geisterzuges durch die moribunde Landschaft rumpeln lässt. Sicherlich keine Partyplatte, jedoch auf Albumdauer etwas eintönig. Es ist halt keine geringe Hypothek, wenn das Debüt ein Volltreffer ist. Frag nach bei Sixteen Horsepower!